2. Lebensjahr
Was Ihr Kind schon sprechen kann
Wenn Ihr Kind genügend Wörter gesammelt hat (nämlich ungefähr 50 verschiedene) und wenn es genügend Erfahrungen gesammelt hat, wie die Wörter gebraucht werden können (als Frage, als Antwort, um meinen Besitz anzuzeigen und vieles mehr), dann beginnt es die Wörter zu kombinieren. Dieser Zeitpunkt galt lange als der eigentliche Beginn der Sprachentwicklung, und das dritte Lebensjahr (zwischen dem 2. und dem 3. Geburtstag) galt als das Jahr der Sprachentwicklung. Tatsächlich sind die Veränderungen in der Sprache Ihres Kindes gewaltig. Mit den Wortkombinationen (den sogenannten Zwei-Wort-Sätzen) beginnt die Satzentwicklung und gleichzeitig beginnt die sogenannte Wortschatzexplosion.
Zwei-Wort-Sätze entstehen aus der Kombination von zwei eigenständigen Wörtern, die das Kind auch einzeln gebraucht, also z.B. 'Papa weg' könnte bedeuten, dass der Vater schon zur Arbeit gefahren ist. Damit stehen Ihrem Kind viel mehr Ausdrucksmöglichkeiten als bisher zur Verfügung, die es auch ausgiebig nutzt. Das erste Fragealter beginnt, die Phase der Sprachentwicklung, in der Ihr Kind den lieben langen Tag fragt und Namen und Erklärungen möchte. Zunächst fragt das Kind durch die Betonung, z.B. Papa?, wenn es wissen will, ob der Papa kommt oder ob ein Gegenstand dem Vater gehört. Dann taucht die Frage 'Is das?' auf, die erst später durch das Fragewort ('wo' oder 'was') ergänzt wird. Ebenso beliebt ist bei vielen Kindern das 'Nein-Sagen', das sie jetzt beherrschen. Wenn Ihr Kind sich dann im Spiegel wiedererkennt, nennt es auch seinen eigenen Namen.
Wortschatzexplosion wird die Zeit des rasanten Anwachsens des aktiven Wortschatzes (-> die Menge an Wörtern, die das Kind schon selber sprechen kann). Während die ersten Wörter eher langsam erworben wurden, schnappt das Kind jetzt die Wörter ganz nebenbei auf. Rein statistisch lernt ein Kind in dieser Zeit täglich etwa neun neue Wörter. Allerdings werden die Wörter noch vereinfacht und nicht immer richtig ausgesprochen, und es ist völlig normal, dass das Kind noch nicht alle Laute beherrscht.
Was Ihr Kind schon verstehen kann
Ihr Kind versteht jetzt immer mehr, weil sein Wortschatz so stark wächst. Und es versteht immer flexibler, weil die Wörter und Äußerungen, die es hört, nicht mehr so sehr an bestimmte Abläufe gebunden sind. Die Wörter des passiven Wortschatzes wecken nun eine gedankliche Vorstellung. Im Kopf der Kindes entsteht eine Art Abbild (eine sogenannte geistige Repräsentation), mit der es dann schon bestimmte gedankliche Handlungen durchführen kann, ohne dass diese Handlungen auch in der Wirklichkeit durchgeführt werden müssten.
Sprache lernen ... im Gespräch
Inzwischen hat Ihr Kind soviel Vorstellung von der eigenen Persönlichkeit entwickelt und weiß, dass es sich von den Erwachsenen unterscheidet, unter anderem auch im Können. Das ist Voraussetzung dafür, dass Ihr Kind sich mit einer Absicht an Sie wendet, diese Absicht sprachlich ausdrücken und um Hilfe bitten kann. Jüngere Kinder sind entweder so mit ihrem Problem beschäftigt, dass sie eine andere Person nicht einbeziehen können. Oder aber sie verlieren das Interesse, sobald sie den Gegenstand, der ihnen die Schwierigkeiten bereitet, an den Erwachsenen übergeben haben. Ihr Kind kann aber jetzt schon warten, bis Sie geholfen haben und setzt dann das unterbrochene Spiel fort. Darin zeigt sich die wachsende Eigenständigkeit auch der sprachlichen Fähigkeiten Ihres Kindes.
Quelle: Deutscher Bundesverband für Logopädie